Prix Lignum 2024
Casa Tujals

Ein Haus in den Bündner Bergen

Die Casa Tujals steht in einem Bergbauerndorf am Südhang in der Surselva auf 1200 m Meereshöhe. Nebst der sorgfältigen Setzung und der landschaftlichen Einbettung. die ohne Terrainveränderungen auskommt, geht es im Entwurf darum, mit regionalem Schnittholz räumlich differenziert zu bauen und an der äusserst sonnigen Lage gute ganzjährig nutzbare Aussenräume zu schaffen.
Das Haus ist in Strickbauweise konstruiert. Im Gegensatz zu traditionellen Bauernhäusern oder Chalets, wo die behauenen oder gehobelten Balken aussen sichtbar sind und die Wände innen aus Komfortgründen mit Täfer versehen wurden, ist dieses Prinzip bei der Casa Tujals umgekehrt: das wertvolle, fein gehobelte massive Konstruktionsholz bildet die inneren Oberflächen der Baute. Die Strickwände sind aussen wärmegedämmt und mit einem Schirm aus handgespaltenen Fichtenschindeln bekleidet. Dabei sind die Schindeln grösser als üblich, was der in Programm und Ausdehnung bescheidenen Baute eine eigene Massstäblichkeit verleiht. Die sogenannte Schnurweite, der letztlich sichtbare Bereich einer Schindel, beträgt 20 cm, was der Strickbalkenhöhe entspricht, so dass das Mass für die horizontale Schichtung zwischen Struktur und Fassade korrespondiert.
Den geschindelten Baukörper betritt man im Südwesten über die im Winkel eingefügte windgeschützte Terrasse. Das Wohngeschoss besteht im wesentlichen aus einem grossen Raum indem gekocht, gefeuert – das Haus wird über einen Einzelofen beheizt -, gegessen, gewohnt wird. Möglich wird dieser für Strickbauverhältnisse ungewohnt grosse Raum durch einen konstruktiven Kniff: die unter dem First liegende lange Wand im Obergeschoss ist als Träger ausgebildet und spannt von Aussenwand zu Aussenwand. An diesem ‚Träger‘ ist die massive einschichtige Bohlendecke über dem Wohnraum, die zugleich den Boden des Obergeschosses bildet, aufgehängt. Aus der grösseren Raumhöhe des Wohnraums resultiert im Obergeschoss ein Niveauunterschied, der die beiden Baukörperteile differenziert und den räumlichen Reichtum erhöht. Im Obergeschoss befinden sich nebst den drei Kammern, die jeweils einer Himmelsrichtung zugeordnet sind auch das partiell mit Lärchenholz ausgestaltete Bad sowie die luftige südorientierte Laube über dem Sitzplatz. Während Struktur und Fassade komplett aus Fichtenholz bestehen, sind bewegliche Elemente wie Türen und Fenster, sowie der stärker strapazierte Boden im Wohngeschoss aus Lärchenholz gefertigt.
Projektdetails:
Einfamilienhaus, Neubau
Fertigstellung:
2021
Projekteingabe:
2024
Projektstandort:
Vorwiegend verwendetes Holz:
Fichte
Zusätzlich verwendetes Holz:
Lärche
Behandlung des Holzes:
naturbelassen
Architektur / Planung:
Michael Hemmi Architekten, Michael Hemmi, Trimmis
Ingenieur:
Conzett Bronzini Partner AG, Chur
Ausführung Holzarbeiten:
Ruwa Holzbau, Ruedi Walli, Küblis
Schreiner:
Scrinaria Schwarz,
Photos:
Benedikt Redmann
Pläne: