Prix Lignum 2024
Umbau Stallteil in Agrotourismus, Alp d'Err, Parc Ela

Von aussen kaum ersichtlich wurde die neue Unterkunft im ersten, nicht mehr genutzten Stallabteil hineingebaut. Die Aussengeometrie und die Konstruktion der Hülle waren gegeben. 16 Betten wurden mittels Schlafnischen in zwei Zimmern im Obergeschoss, ein grosszügiger Gast- und Aufenthaltsraum, eine Küche und die entsprechenden Nebenräume wurden im Erdgeschoss darin hineingebaut, ohne die bestehenden Konstruktion zu berühren. So ist gewährleistet, dass meterhohe Schneelasten im Winter dem neuen, nur während der Alpsaison genutzten Gebäude nichts anhaben können.
Der einzige Bauzugang war die bestehende Alptüre mit einer Breite von knapp 1.00m und einer Höhe von ca. 2.00m. Damit hier überhaupt ein Bauwerk erstellt werden konnte, wurde ein Konzept entwickelt, das nur mit kleinen Elementen, wenigen Schichten und direkten Konstruktionen mit Schnittholz arbeitet. Auf minimalen Streifenfundamenten in Beton wurde die unterlüftete Balkenlage verlegt, um eine gerade Ebene zu erhalten. Die ebenfalls hinterlüfteten, gedämmten Wandelemente wurden von innen aufgerichtet, verschraubt und nach den Installationen mit massiven, 42mm starken Fichtenbrettern bekleidet. Die Zwischendecke ist wie ein liegender Strick ausgeführt, oben und unten direkt als fertiger Boden- und Deckenbelag genutzt. Beim Dach wurden Sparrenpfetten von Längswand zu Längswand gespannt, danach wurde das Unterdach von unten darüber eingezogen, eine Herausforderung für alle Beteiligten. Nach einbringen der Dämmung und der inneren Bekleidung entsprechend den Wänden wirkt der gesamte Ausbau ruhig und strahlt durch das Massivholz Kraft aus. Die Verarbeitung im Baukastensystem mit mechanischen Verbindungen und Befestigung ist rückbaubar, das Gebäude könnte relativ einfach wieder ausgebaut werden.
Der Werkstoff Holz ist hier als Massivholz mit einer gewissen Stärke sinnfällig eingesetzt. Er lässt zu, dass die Besucher:innen und das Personal mit Wanderschuhen eintreten können, ohne gleich etwas kaputt zu machen. In gleicher Art sind alle Möbel und Betteinbauten mit regionalem Massivholz vom örtlichen Schreiner erstellt und eingebaut worden. Ein Specksteinofen dient als Wärmequelle und Kochstelle in einem. Dieses stimmungsvolle Ganze lässt alle zur Ruhe kommen und ladet zum gemütlichen Beisammensitzen und geniessen der Alpprodukte ein. Es ist eine ergänzende Nutzungsmöglichkeit für den Alpbetrieb entstanden, die einen Beitrag an das Überleben der Alp und den sozialen Austausch leistet.
Projektdetails:
Umbau, Hotel/Restaurant
Fertigstellung:
2023
Projekteingabe:
2024
Projektstandort:
Vorwiegend verwendetes Holz:
Fichte/Tanne
Behandlung des Holzes:
naturbelassen
Bauherrschaft:
Alpgenossenschaft Alp dErr, Tinizong
Architektur / Planung:
Marlene Gujan Architektur AG, Marlene Gujan, Igis
Ingenieur:
Plácido Pérez Bauingenieure GmbH, Bonaduz
Ausführung Holzarbeiten:
Gebrüder Lötscher AG, Andrin und Urs Lötscher, Jenins
Schreiner:
Poltera Holzbau AG, Tinizong
Schreinerei Uffer AG, Cunter
Photos:
Ralph Feiner, Malans
Marlene Gujan Architektur AG
Pläne: