«das Winterhaus im Sommerhaus»
Alles beginnt mit einem Zielkonflikt: Das Baugrundstück in Urmein ist grosszügig, nur ein grossvolumiges Gebäude wird die Lücke in der ortsbaulichen Struktur des Dorfs ausfüllen.
Das zur Verfügung stehende Budget für ein Doppelhaus mit Atelier hingegen ist an sich schon äusserst knapp und weit entfernt vom grossvolumigen Haus.
Was tun?
Um diesen architektonischen Spagat zu wagen, bedarf es rigider Beschränkungen, radikaler Neubewertungen und Kostenumlagerungen.
Schnell wird klar, dass gut gedämmte Räume – die Winterräume - in der Erstellung wesentlich teurer sind als die unbeheizten, die Sommerräume. Man könnte folglich ein minimiertes Winterhaus bauen mit hinreichend grossen Räumen, ein Refugium, das ergänzt wird durch grosszügige Sommerräume im Aussenklima. Diese spenden im Sommer Schatten und schützen vor Wind und Wetter in den Übergangszeiten.
Ideal für die Umsetzung der Idee ist die Holzbauweise, sie liebt dicke Dämmstärken. Die beiden Einheiten des Doppelhauses sind im Prinzip gleich und im Grundriss sehr schmal gebaut. Sie stehen sich vis-à-vis gegenüber. Dazwischen liegt ein mit einfachen Holzfachwerkwänden und Veranden gefasster, offener Hofraum, den die beiden Häuser sich teilen. Über die Veranden erreicht man die Hauszugänge. Erdgeschossig schliessen auf beiden Seiten die Ateliers am Hof an.
Oben unter dem Dach befindet sich der Wohnraum inklusive Küche und Essbereich, die Dachsituation verleiht räumliche Grosszügigkeit.
Dazwischen, in einem Blindgeschoss von nur zwei Metern Raumhöhe, befinden sich Bad und Schlafkammern. Sie sind nur 4 m2 gross, wie in einem Schlafwagen.
Die Konstruktion in Holzbauweise wurde soweit möglich vereinfacht, der lokale Zimmermann hat sie gebaut mit Holz aus eigenen Ressourcen. Die Decken sind aus rohen Massivholztafeln erstellt, es gibt keine Trittschalldämmung oder Bodenbeläge. Da die Aussenwandkonstruktionen der Winterräume gut gedämmt sind, wurde weder eine Boden- noch Radiatorheizung eingebaut. Für längere Kälteperioden reichen je zwei Specksteinöfen aus, die aus einem alten Haus gerettet werden konnten. Warmes Wasser wird mit einer einfachen Wärmepumpe aufbereitet.
Der Mehrwert des Hofs: Er hat das Potential, dass er über seinen privaten Nutzen hinaus zu einem öffentlichen Ort kulturellen Lebens im Dorf aufsteigen kann, für Aufführungen und Veranstaltungen wie im Shakespeare-Theater, dem «Globe» in London.
Projektdetails:
Einfamilienhaus, Neubau
Fertigstellung:
2022
Projekteingabe:
2024
Projektstandort:
Vorwiegend verwendetes Holz:
Fichte/Tanne
Zusätzlich verwendetes Holz:
Lärche
Behandlung des Holzes:
naturbelassen
Bauherrschaft:
Gertrud Lind-Ronner, Steckborn
Architektur / Planung:
Bearth & Deplazes Architekten AG, Daniel Ladner, Chur
Ingenieur:
ALPING.CH, Gartmann & Joss Bauingenieure AG, Chur
Ausführung Holzarbeiten:
Salzgeber Holzbau AG, Sils im Domleschg
Schreiner:
Salzgeber Holzbau AG, Sils im Domleschg
TM Schreinerei AG, Zillis
TM Schreinerei AG, Zillis
Designer:
Bearth & Deplazes Architekten AG , Chur
Weitere:
Martin Kant Bauphysik, Chur
Rizzi AG, Cazis
Elektro Joos AG, Thusis
Camiu Haustechnik AG, Rothenbrunnen
Rizzi AG, Cazis
Elektro Joos AG, Thusis
Camiu Haustechnik AG, Rothenbrunnen
Photos:
Ralph Feiner