Projekte

Biblioteca Chasa Plaz

Teilnahme:
Prix Lignum 2012
Auszeichnung:
1. Rang Region Ost
Projektstandort:
7546 Scuol
Fertigstellung:
2011
Vorwiegend verwendetes Holz:
Föhre
Art der Holzanwendung:
andere
Weitere Art der Holzanwendung:
andere
Projektträger / Bauherrschaft:
Dr. , Jachen Curdin Arquint-Bonorand, Chur
Architektur / Planung:
Men Duri Arquint, dipl. Architekten usi | aam | sia, Men Duri Arquint, Chur
Ausführung Holzarbeiten:
ruwa holzbau ag, Ruedi Walli , Küblis
Ingenieur:
Jon Andrea Könz, dipl. Ing. ETH | SIA, Jon Andrea Könz , Zernez

Eigentlich wollten die Bewohner des traditionellen Engadiner Wohnhauses in einem ihrer Zimmer bloss Bücherregale einbauen lassen. Der Architekt überzeugte sie jedoch mit einem Gegenvorschlag. Sein Projekt ist eine feinfühlige Intervention im Heuschober des Hauses: Hier, wo traditionell bei Bedarf eine Schlafstätte für Gutshofgehilfen eingebaut worden ist, hängten die Verfasser des Projekts zwei miteinander verbundene Holzräume an die bestehende Tragstruktur: ein fensterloses Bücherzimmer, allseitig mit Regalen ausgestattet und ein Lesezimmer mit Tisch, Stuhl und einem Fenster, das Licht spendet und Ausblick auf die Berge bietet.



Die Verbindung schafft eine schmale Öffnung - eher breite Schwelle denn kurzer Gang. Die Räume schweben im Heuschober. Gekonnt in den Ökonomieteil eingeschrieben, nutzen sie den Luftraum, ohne in Konflikt mit dem Bestand zu geraten. Vielmehr wertet der Eingriff den Heuschrober auch auf der Ebene des bestehenden Fussbodens auf. Die Poesie der hängenden Bibliothek ist einnehmend, gerade auch in ihrer soliden Kontruktion: die beiden Räume und ihr Verbindungsstück sind einzelne, in sich stabile Strickkisten. Das ist simpel und genial zugleich: Die Balken liessen sich einfach in das bestehende Gebäude tragen und wurden vor Ort zu Raumelementen vormontiert. Mit einfachen Hebemitteln wurden sie anschliessend unter das Dach gehoben. Die Konstruktion verzichtet auf vertikale Abstützung und horizontale Abfangung. Teilweise mit Holz, teilweise mit Stahl verstärkten die Verfasser die alten Dachbinder - gestalterisch zurückhaltend, jedoch als neue Intervention im Altbau ablesbar. Während aussen der Strick sichtbar bleibt, bekleidet innen eine Täferung aus feinjähriger Bergfichte die Räume.



Durch die Einlage von Leisten in Riftholz wird in der Oberfläche auf den zweiten Blick ein Rhythmus geschaffen, der an die Masse der Bücherregale erinnert. Nach japanischen Vorbild wurden die Holzoberflächen gehobelt. Der Bücherraum bezieht sein Licht nur indirekt über das Fenster im Leseraum - ein samtiger Glanz auf den Oberflächen reflektiert das Licht in einzigartiger Weise. Der Umgang mit der alten Bausubstanz ist sensibel, die Konstruktion und die handwerkliche Arbeit hochstehend. Das Projekt ist nicht nur ein Gewinn für den Wohnteil, der von einem Einbau verschont geblieben ist, sondern vor allem eine räumliche Bereicherung für den Heuschrober. Auf kleinem Raum entstand ein grosses Werk.

Datenblatt (PDF 419.05 KB)

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