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Das Ferienhaus ist eine prototypische Bauaufgabe des 20. Jahrhunderts – und machte in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg einen gewichtigen Teil der Bautätigkeit in Graubünden aus. Die Popularisierung des Ferienhauses gründet – als genuin massentouristisches Phänomen – auf der wachsenden wirtschaftlichen Prosperität, der vermehrten Freizeit sowie der individualisierten Mobilität.

44 - Ferienhaus Schmid, Splügen

Breite Bevölkerungskreise konnten sich nun leisten, was früher einer kleinen Schicht von Reichen vorbehalten war. Diese Demokratisierung hat auf die Qualität gedrückt. In der Masse der Zweitdomizile sind Bauten mit gestalterischem Anspruch eine Rarität. Eine Trouvaille ist das Ferienhaus Schmid in Splügen. Es steht isoliert auf einem kleinen Grundstück zwischen dem Hüscherabach und der Splügenpassstrasse, direkt gegenüber dem auf der anderen Talseite gelegenen Dorf, das mit dem Bau der Nationalstrasse A 13 in den Sog des Tourismus geriet. Der von Ernst Gisel (* 1922; Objekt 14), einem der vielfältigsten und bedeutendsten Architekten der Nachkriegszeit entworfene Bau vereint den Vorzug einer bequemen Erschliessung mit dem Privileg einer idyllischen Lage in der Natur. Unmittelbar an die Strasse grenzend wendet er sich gleichzeitig von dieser ab dem nahen Gewässer zu, dessen Rauschen den Lärm des Verkehrs zu übertönen vermag. Mit der Kombination von gemauerten und hölzernen Teilen bleibt er eng an der bäuerlichen Bautradition der Region. Unkonventionell allerdings sind der trapezförmige Grundriss und das fassadenbündige Pultdach, die Fensterformate und der bauchig vortretende Treppenturm, der dem bescheiden auftretenden Gebäude eine plastische Note verleiht. Statt als traditioneller Blockbau ist der hölzerne Teil als moderner Ständerbau konstruiert; eine Stülpschalung aus rohem Lärchenholz stellt einen Bezug zu den örtlichen Zweckbauten her. Neuartig ist auch der strukturelle Aufbau des Hauses mit split-level-artig zueinander versetzten Wohnebenen, der abwechslungsreiche räumliche Bezüge schafft. Bachseitig wird über eine Veranda und eine Loggia die Symbiose mit der Landschaft gesucht.

Quelle: 52 beste Bauten

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